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EDV Technik & Wissen für Einsteiger und Anwender

EDV in der Zahntechnik

Eine Serie von Tony Domin (Autor des Buches "Marketing im Dental Labor")

DPL Network Hamburg

7. Teil Programme für die Zahntechnik

65 EDV Anbieter für die Zahntechnik

 

Berücksichtigt man den als relativ "klein" zu bezeichnenden Markt der Dental - Laboratorien, ist es mehr als überraschend festzustellen, daß sich derzeitig 65 EDV - Anbieter um die Gunst der Anwender bemühen. Rechnerisch formuliert, würde es bedeuten, daß jeder EDV Anbieter über die Jahre verteilt ca. 120 Computerprogramme im Labor absetzen konnte. Alle EDV Anbieter haben in ihrem Repertoire zumindest ein Laborabrechnungsprogramm, welches in jedem Dental Labor mittlerweile zur Grundausstattung zählt.

Der Durchschnittsverkaufspreis für ein Abrechnungsprogramm beträgt DM 4.045,00. Wenn wir dieses Zahlenspiel weiter betreiben, so werden wir feststellen, daß nach diesen Angaben jeder EDV Anbieter über die Jahre gerechnet durchschnittlich DM 485.400,00 Umsatz erzielen konnte. Im ersten Moment hört sich dieser Wert hoch und gewinnträchtig an.

Hierbei sollten wir jedoch nicht außer Acht lassen, daß die Entwicklungskosten, allein für ein Abrechnungsprogramm in der Regel eine 6- stellige Summe betragen. Rechnet man den enormen Vertriebsaufwand hinzu und den Umstand, daß jedes Labor statistisch gesehen nur alle 4,7 Jahre in ein neues Abrechnungsprogramm investiert, verbleiben den Softwareherstellern keine großen Gewinnaussichten.

Im Hardwarebereich sieht es sogar noch "dramatischer" aus. Die heutige erzielbare Gewinnmarge liegt zwischen 10 – 12 Prozent (Bereinigter Wert nach Abzug von Liefer- und Installationskosten). Es stellt sich für die Anwender zumindest am Rande die Frage, womit ein EDV Anbieter im Laborbereich überhaupt noch sein Geld verdienen kann. Die Frage ist banal aber dennoch interessant. Zu dieser Fragestellung gibt es jedoch viele Antworten, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Beginnen wir mit den Anbieterprofilen. Viele Anbieter besitzen in ihrem Angebot noch weitere Programmlösungen für andere Branchen, Standardprogramme oder völlig Artfremde Produkte. Aus diesem Grund ist die Abhängigkeit von einer einzelnen Branche nicht oder wenig stark ausgeprägt.

Andere Unternehmen "leben" sprichwörtlich von der Laborbranche. Vor allem aus diesen Unternehmen entspringen die meisten Neuentwicklungen. Diese Gegebenheit prädestiniert diese Betriebe zu einer gewissen Trendsetter - Position.

Laborabrechnungsprogramme beginnen ab einem Verkaufspreis von DM 699,00 und reichen bis DM 10.000,00. Die hohen Preisdifferenzen sind durch die Strukturen der einzelnen Anbieter und deren Leistungsangebot zu erklären. Betrachten Sie die aufgeführten Gründe von einem wertfreien Standpunkt, da nicht alle Anwender von jeder Service- oder Produktleistung abhängig sind.

 

  1. Ein Laborabrechnungsprogramm wird nur als "Nebenprodukt" zu den eigentlichen Verkaufsartikeln geliefert.
  2. Für die Vermarktung des Programmes fallen nur geringe Vertriebs- und Werbekosten an, weil evtl. auch keine Vorort Verkaufsgespräche stattfinden (Telefonmarketing)
  3. Es werden keine Vorort Installationen und Einweisungen angeboten.
  4. Es wird keine permanente Hotline (telefonische Hilfestellung) angeboten
  5. Es wird kein entsprechender Hardwareservice angeboten.
  6. Die Programme werden nur in geringem Umfang den Marktanforderungen angepaßt (Softwarepflege)
  7. Die Programme erfüllen nur die Standardanforderungen und sind nur geringfügig Erweiterungsfähig.
  8. Die Programme sind nicht Mehrplatzfähig.

Fazit
Der Preis von einem Laborabrechnungsprogramm richtet sich hauptsächlich wie bei jedem anderen Produkt auch nach Kompetenz, Erfahrung Umfang, Qualität und Service. Der EDV Anbieter verdient wie jeder andere Anbieter aus anderen Branchen durch den Verkauf von großen Mengen oder durch die Subventionierung (Mischkalkulation) durch andere Produkte bzw. Artfremde Produkte. Wenn der Anbieter keine weiteren Serviceleistungen bei dem Anwender zu erbringen hat, erhöht sich konsequenter Weise der nötige Gewinn.

Um ein Laborabrechnungsprogramm objektiv zu beurteilen, muß der Anwender immer den Preis in Relation zum Produkt und mit den entsprechenden Serviceleistungen vergleichen. Der Anwender erhält ausreichende Programme für unter 1.000,00 DM die ihren Zweck im wesentlichen erfüllen. Wenn der Anwender nur geringen Service benötigt, kann dieser Kauf als akzeptabel bewertet werden. Programme in der Preisregion von DM 6.000,00 – 8.000,00 bieten in der Funktionsvielfalt viele, viele Annehmlichkeiten und darüber hinaus auch eine stärkere Servicebereitschaft des Anbieters.

Interessanter Weise ist die höchste Anwenderzufriedenheit bei EDV Programmen zu verzeichnen, die für ein Laborabrechnungsprogramm ca. DM 4.000,00 investiert haben. Dieser Wert entspricht, wie bereits erwähnt dem Durchschnittswert der angebotenen Laborsoftware in Deutschland.

Die jüngsten teilweise als dramatisch zu bezeichnenden Veränderungen im Dental Markt lassen jedoch auch den Verdacht zu, daß sich in absehbarer Zeit einige EDV - Anbieter vom Markt trennen werden. Unterstützt wird diese These aus der Faktizität, daß ohnehin seit Jahren der EDV Markt im Laborbereich von insgesamt nur 15 Anbietern beherrscht wird. Hinzu kommt der Umstand, daß ca. 98 Prozent der Laboratorien Computer einsetzten, so das der ehemalige "lukrative" Markt zu einem Verdrängungswettbewerb der Anbieter geführt hat. Doch das ist ein anderes Thema.........

Laborsoftware von A – Z

Die Laborbesitzer können heutzutage auf eine Vielzahl von unterschiedlichen und Leistungsstarken Programmen zurückgreifen. Nach wie vor steht jedoch die Laborabrechnungssoftware im Vordergrund, mit welcher wir uns zunächst etwas intensiver beschäftigen werden. Ein normales Branchenneutrales Abrechnungsprogramm dient in erster Linie zur Belegerstellung (Rechnungen, Gutschriften, Kulanzen etc.) Um es grundsätzlich zu ermöglichen, daß ein Beleg geschrieben werden kann, ist es unerläßlich, daß ein Programm sogenannte Stammdaten aufnehmen bzw. abspeichern kann. Hierzu zählen mindestens Kunden und Artikeldaten.

Ein Laborabrechnungsprogramm würde hingegen mit dieser spartanischen Ausstattung dem Laboralltag nicht einmal annähernd genügen. Die Gründe liegen an der Branchenspezifischen Allgemeinanforderung. Das Labor benötigt relativ viele Grundvoraussetzungen, welche wir in Kürze katalogisieren (Minimalvoraussetzungen).

s Stammdaten
r Zahnärzte inkl.
- Adressdaten
- Zahlungsmodalitäten (Skontosätze, Skontotage, Zahlungsziele etc.)
r Techniker inkl.  Adressdaten
r Artikel
- Mindestens 2 Leistungsverzeichnisse mit mindestens 3 Preislisten
- Materialverzeichnis mit Unterscheidung von Edelmetall, Zähne und Hilfsteile

s Auftragsbearbeitung
r
Kostenvoranschläge
r Rechnungen,
r
Gutschriften
r Reklamationen
r Kulanzen
r Monatsaufstellungen (für die Aufsaldierung der Einzelrechnungen und Gutschriften)

Im Prinzip wäre dieser Anforderungskatalog für Dental Laboratorien ausreichend, wenn es der einzige Wunsch des Anwenders wäre, nur Rechnungen schreiben zu können. Doch der Alltag würde dieser Minimalversion keine Zukunft sichern.

Ein Programm zeichnet sich durch 4 Hauptfaktoren aus:

 

1. Programmsicherheit (Absturzsicherheit mit geringer Fehlertoleranz)
2. Flexibilität durch Funktionsvielfalt bei unvorhersehbaren bzw. selten eintretenden Situationen (z.B. Fehleingaben)
3. Selbsterklärende Bedienerführung
4. Modulare Ausbaufähigkeit

In den vergangenen Jahren hat sich ein gewisser Standard entwickelt. Zum einen trugen die Erfahrungen der Anwender dazu bei (Praxisanforderungen) und zum anderen waren es viele Faktoren der permanenten Wandlung des Marktes. Hierdurch resultierten viele sinnvolle und zweckmäßige Notwendigkeiten.

Aus diesen Anwendererfahrungen sollte ein heutiges Programm über folgende Zusatzgrundausstattung verfügen:

s Stammdatenerweiterung
r
Jumboverwaltung
(Abspeicherung von kompletten Abrechnungsbeispielen, welche kontinuierlich benötigt werden; z.B. Reparaturen, 28er etc.)
r BEL, BEL II (BEL III), KFO, PLZ, PLZ 97, BEB 90, BEB 97, Freie Leistungen
- Kopieren von Preislisten
- Prozentuale Preiserhöhung
r Goldbuch
r Formularanpassungsmöglichkeiten

s Technische Grundbasis in der Auftragsbearbeitung
r
Während der Belegeingabe; Erfassung von Stammdaten (Leistungen, Zahnärzte, Techniker, Jumbos)
- Splitten von Leistungen auf einzelne Techniker
- Suchen (verschiedene Kriterien) und Änderungen von Einzelrechnungen, unabhängig von dem Datum, sowie Änderungs- und Wiederholungsmöglichkeiten der Monatsaufstellung.

s Abteilungsführung
- Leistungen sollten in unterschiedliche Abteilungen geführt werden können

s Statistiken
Jedes Programm sollte über verschiedenartige Statistiken (Zahlen & Grafiken) verfügen, welche auch auf dem Bildschirm (Monitor) aufrufbar sein sollten. Ferner stärken Technikerprämiensysteme die Grundlage für die Leistungskalkulationen

s MPG Grundlagen

s Konformitätserklärung

s Offene Posten Verwaltung
- Zahlungseingänge buchen
- Zahlungserinnerungen

s Textverarbeitung

s Kalkulation
- Automatische Berechnung von Leistungspreisen aufgrund von betriebswirtschaftlichen Betriebsdaten.

Die aufgeführte Liste ist als heutiger Standard zu bezeichnen und sollte präventiv in jedem Labor vorhanden sein.

Neben diesen Annehmlichkeiten stehen dem Anwender von Laborabrechnungsprogrammen auch einige Zusatzausstattungen zur Verfügung, welche sich oftmals problemlos in das bestehende System integrieren lassen.

s Zusatz Ausstattung für Abrechnungsprogramme
r Adreßver
waltung
- Aufnahme von Interessenten (Fremdzahnärzte) und Lieferanten

r Artikulatorenverwaltung
- Automatische Verwaltung sämtlicher Artikulatoren (Barcode)
r Garantieverwaltung
- Verwaltung der Laborgeräte (MPG)
r Kassenbuch
- Ein- und Ausgabebuchungen sämtlicher Vorgänge der Kassenbestandsführung
r Fahrtenbuch
- Verwaltung der Botenfahrzeuge mit Kilometerverwaltung
r Terminverwaltung
- Terminerinnerungen für Liefertermine, Geburtstage oder Geschäftstermine.

Sicherlich könnte man noch über viele weitere technische Grundlagen und sinnvolle Möglichkeiten berichten, aber diese Beispiele würden den Rahmen dieses Kapitels sprengen.

In den letzten Jahren wurden neben dem klassischen Abrechnungsprogramm noch viele weitere Programme entwickelt, über die wir ab dieser Stelle berichten werden (auch in den kommenden Ausgaben)

Programmerweiterungen
in der Zahntechnik

Das grafische Zahnschema

Einige Anbieter bieten seit längerer Zeit zur Unterstützung in der Belegerstellung sogenannte grafische Zahnschemas an. Das Zahnschema erleichtert oftmals dem Anwender die lästige Eingabe von Artikelnummern. Ferner können durch diesen Automatismus mögliche menschliche Fehler vermieden werden (Fehleingaben oder manchmal werden bei der manuellen Eingabe ganze Verrechnungsmöglichkeiten vergessen).

Die Handhabung der Bedienung erfolgt bei den meisten EDV - Anbietern mit der Maus. Der Anwender wählt das gewünschte Symbol aus und placiert es auf den zu versorgenden Zahn. Nach erfolgter Konstruktion berechnet das Programm alle benötigten Leistungen in Form von Artikelnummern und deren Anzahl. D der ermittelte Gesamtwert der Arbeit erscheint automatisch als Kostenvoranschlag oder Rechnung auf dem Faxgerät des Zahnarztes, auf dem Monitor oder auf dem Drucker.

Der Anwender sollte jedoch bedenken, daß er im Vorfeld oftmals die Logik eines Zahnschemas auf seine individuellen Bedürfnisse anpassen muß, bevor die Vorzüge eines solchen Systems nutzen kann.

 

Die Zeiterfassung

Bereits seit Jahren werden in einigen Laboratorien EDV - Zeiterfassungssysteme eingesetzt. Zeiterfassungen übernehmen die komplette Zeitdatenverarbeitung der Mitarbeiter. Die früheren „Stempeluhren" haben längst ausgedient.

Dennoch wurde das Urprinzip beibehalten. Nach wie vor werden hauptsächlich Mitarbeiter bezogene Karten verwendet, die durch einen Schlitzleser abgelesen werden. Auf den Karten (Hartpappe oder Kunststoff) befindet sich entweder ein Magnetstreifen, ein Chip oder ein Barcode, auf welchem alle benötigten Informationen des Mitarbeiter abgespeichert sind.

Die Computer - Zeiterfassungssysteme bestehen aus insgesamt 2 Komponenten:
r Leseterminal
- Ein Terminal ist im Prinzip ein kleiner Computer, der in der Regel an die Wand geschraubt wird und mit Strom versorgt wird. Dieses Terminal erlaubt die Erkennung der Karte (Wann kommt oder geht der Besitzer der Karte). Die Daten werden ohne das Zutun eines Menschen via Kabel in den eigentlichen Computer (PC) übertragen.

r Zeiterfassungsprogramm
Die angekommenen Daten werden von dem entsprechenden Programm archiviert und statistisch verwertet. Durch die Weiterverarbeitung der Daten entstehen alle Monats- und Überstundenauswertungen mit evtl. Berechnungen der Lohndaten.

Moderne Zeiterfassungssysteme lassen sich gleichzeitig auch mit einer Zutrittskontrolle (Eingangsbereich) kombinieren. Ferner bieten auch etwas kostenintensivere Systeme die Möglichkeit, daß die Karten nicht mehr gelesen werden müssen, sondern diese können per Computerchip mit „Sendefunktion" betrieben werden. Man „läuft" „sprichwörtlich", aber registriert am Lesesystem vorbei.

Wenn Sie persönlich an der zukünftigen EDV - Entwicklung nicht vorbei laufen wollen, dann sollten wir uns in der nächsten Ausgabe wieder treffen.