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Teil 4

Wie bereits angekündigt endet unsere kleine Serie über die Labor EDV Anbieter in Deutschland mit diesem Teil. In den vergangenen Monaten konnten wir zahlreiche Anrufe und die damit verbundenen Fragen seitens vieler Leser beantworten. Wie erwartet, waren es in erster Linie technische Fragen und auch viele rechtliche Fragen. Letztere stellten sich durch die jüngste Problematik mit dem sogenannten Jahr 2000 Problem. Weitgehend sind jedoch die meisten Anwender von den angekündigten Hiobsbotschaften verschont geblieben. In Einzelfällen ließen sich einige Anbieter die Jahr 2000 Fähigkeit ihrer Programme und ihrer Hardware teuer erkaufen, was zum Unmut einiger Anwender beitrug. Doch nicht nur diese Problematik beschäftigt seit Jahren viele Anwender, sondern vor allem rechtliche und inhaltliche Fragestellungen bei dem Erwerb einer EDV Anlage.

Um Ihnen die Möglichkeit einer objektiven Bewertung Ihrer bestehenden Anlage gewährleisten zu können, werden wir uns zunächst auf einige grundsätzliche Fakten konzentrieren.

Kostenermittlung einer EDV Anlage

In Anbetracht des stark gesunkenen Preisniveaus im Hardwarebereich und einer adaptierten Entwicklung im Softwarebereich können wir heute pauschal den Anschaffungswert einer Labor EDV Anlage mit DM 8.000,00 festlegen. Hierbei ist der Computer mit Bildschirm, Drucker, Laborabrechnungsprogramm und die anfallenden Installationskosten bereits enthalten. Einen Vergleich mit einem Mittelklasseauto im Wert von DM 40.000,00 führen wir provokativ an. Statistisch wird eine EDV Anlage in der Regel vom Dentallabor unverändert 4,7 Jahre eingesetzt bevor eine neue Investition das "alte" System ersetzt. In diesen Kosten sind keine Verbrauchsmaterialien (Papier, Druckpatronen etc.) enthalten.

Rechnerisch entsteht dem Labor ein Kostenfaktor in Höhe von DM 1.702,00 pro Jahr. In Bezug auf den Kostensatz eines Zahntechnikers entspricht der Kaufwert einer durchschnittlichen EDV Anlage ca. 66 Arbeitsstunden. Für einen Mittelklassewagen müssen bereits 334 Arbeitsstunden investiert werden. Paradoxer Weise ist die Erwartungshaltung im Bereich von Service- und Dienstleistungen seitens der Konsumenten in Bezug auf EDV Anlagen völlig konträr zu den Erwartungshaltungen in Bezug auf unsere geliebten Fortbewegungsmitteln. Bis vor ca. 10 Jahren konnten die EDV Anbieter einige Dienstleistungen ohne finanzielle Belastung für den Anwender durchführen. Doch die alte "goldene" Zeit ist vorbei. Viele Anbieter zahlten in den vergangenen Jahren einen hohen Tribut für den Preiskampf mit Bereichsaufgabe bzw. Konkurs. Diese Entwicklung wird bedauerlicher Weise in den nächsten Jahren noch viele betreffen. Es ist absehbar, daß die Produktpreise sinken und die Dienstleistungspreise steigen werden.

Für manche Anbieter ist nur noch dann ein Geschäft ein gutes Geschäft, wenn der Anwender keine Wünsche hat, nie anruft und nie etwas reklamiert. Doch wir alle wissen, daß diese Wahrscheinlichkeitstheorie in das Genre von Science – Fiction gehört. Eine positive, jedoch langsame Entwicklung stellen wir jedoch wieder im Bereich des Kaufverhaltens der Anwender fest. Am sogenannten Preissport seitens der Anwender konnten wir bei unseren Recherchen nur noch wenig Interesse feststellen.

Die Vergangenheit hat gezeigt, das viele Anwender verstanden haben, das tatsächlich Qualitäts- und Serviceunterschiede zwischen Aldi, Penny, Mediamarkt und einem kombinierten Hard- und Softwareanbieter existieren. Zu oft hat es sich gezeigt, das der vermeintliche Preisvorteil unter dem Strich auf Dauer teurer wurde. Nicht jedes Auto ist ein Mercedes oder BMW, nur weil es vier Räder, ein Lenkrad und einen Motor besitzt.

Kurzum; der Trend "alles aus einer Hand" ist nicht nur sinnvoll sondern auf Dauer auch günstiger und vor allem "Nerven schonender". Trotz dieses heroischen Umstandes, ist das eigentliche Problem in Bezug auf Serviceleistungen und Innovation noch nicht gelöst. Zumindest im Softwarebereich sind weitgehend in den heutigen Verkaufspreisen noch keine Rückhaltekosten für Weiterentwicklungen berücksichtigt. Kostenloser Telefonservice oder gar Vor Ort Service wäre ebenso so ruinös, als müßte ein Zahntechniker rund um die Uhr für jede verkaufte Prothese sofort beim Patienten vor Ort zur Stelle sein, um sie gegebenenfalls, zu reparieren, gegen eine neuere einzutauschen, zu reinigen oder einzusetzen.

Doch wie heißt es in unserem Sprachgebrauch so schön: "Es gibt nichts, was man nicht versichern kann".

Dies betrifft konsequenter Weise auch die Welt der EDV, wo man sich bzw. seine Anlage; noch besser formuliert seine Investition absichern kann. Gesetze und Paragraphen führen jedoch oft zur Verwirrung und deshalb werden wir uns präventiv unserem allgemeinen Sprachgebrauch widmen, um eine allgemeine Verständigung zu erreichen. Sukzessive werden wir nun in Form einer tabellarischen Aufstellung die wichtigsten Punkte erläutern und ausreichend erklären.

Thema

Gesetz-
regelung

Regelung durch Geschäftsbedin-
gung des Herstellers

Erläuterung

Produktveränderung zwischen Bestellung und Lieferung

Ja

 

Der Vertreiber kann durch Aufwertung der Produkte eine Alternativware liefern.

Beispiel: Anstatt eines 32- Fach CD ROM Laufwerkes, ein 40- Fach CD ROM Laufwerk, sofern die zugesagte Produkteigenschaft nicht verändert wird

Handbücher

Ja

 

Zu jedem Produkt muß eine Beschreibung ausgeliefert werden (Handbuch). Dies betrifft Hardwarekomponenten und insbesondere Handbücher zur Software.

Original Datenträger

   

Die Wiederherstellbarkeit der Komponenten muß sichergestellt werden. Diesbezüglich müssen die originalen Installationsdisketten bzw. CD ROM´s ausgeliefert werden

Garantiezeit und Umfang

Ja

Ja

Die gesetzliche Garantiezeit ist geregelt. Eine Erweiterung durch den Hersteller beruht auf Freiwilligkeit. Der Hersteller ist verpflichtet, während der Garantiezeit ein Ersatz- oder ein Austauschprodukt zur Verfügung zu stellen. Er ist jedoch nicht verpflichtet eine kostenlose Vor Ort Reparatur bzw. Austausch vorzunehmen. Er kann die An- und Abfahrtskosten, sowie die Arbeitszeit berechnen.

Produktsicherheit und Stabilität

 

Ja

Der Anwender muß sich darüber bewußt sein, das keine fehlerfreien Produkte bzw. Programme existieren. Bei möglichen Störungen muß der Hersteller informiert werden, der durch eine Nachbesserung Abhilfe schaffen muß. Die Laufzeit für etwaige Nachbesserungen wird durch Geschäftsbedingungen des Herstellers geregelt.

Programmeigentum

 

Ja

Der Anwender erwirbt lediglich die Lizenz zur Nutzung und darf es nicht weiter verkaufen, sofern es die Herstellerbedingungen untersagen

Programmkopien

 

Ja

Generell dürfen die erworbenen Programme nur auf einem Computer zur Anwendung installiert werden. Eine andere oder erweitere Regelung ist den Herstellerbedingungen unterworfen.

Datensicherung

   

Der Anwender ist Alleinverantwortlich in Bezug auf Datensicherung. Durch den Erwerb von entsprechende Komponenten kann der Anwender geeignete Maßnahmen ergreifen

Datenverlust

 

Ja

Der Anwender kann niemanden für Datenverlust verantwortlich machen, da er selbst für die Datensicherheit zuständig ist. Sofern jedoch eine Mutwilligkeit eines "Dritten" beweisbar ist, kann dieses gerichtlich geklärt werden. Datenverlust durch Stromausfälle können durch sogenannte USV Anlagen abgesichert werden. Darüber hinaus kann auch eine Schwachstromversicherung abgeschloßen werden.

Installationskosten/Lieferung

 

Ja

Die Installation Vor Ort ist kein Bestandteil einer Produkteigenschaft. Somit ist eine Installation kostenpflichtig. Der Hersteller bestimmt die Höhe der Kosten und auch den Rahmen der Dienstleistung.

Telefonservice/Hotline

 

Ja

Ein Telefonservice ist kein Bestandteil einer Produkteigenschaft. Somit ist ein Telefonservice kostenpflichtig. Der Hersteller bestimmt die Höhe der Kosten und auch den Rahmen der Dienstleistung.

Programmaktualisierungen/

Updates

 

Ja

Programmaktualisierungen ist kein Bestandteil einer Produkteigenschaft. Somit ist auch der Updateservice kostenpflichtig. Der Hersteller bestimmt die Höhe der Kosten und auch den Rahmen der Dienstleistung.

Datenaustausch/ Schnittstellen und Kompatibilität zu anderen Softwareprodukten

 

Ja

Die Kommunikationsfähigkeit zu anderen Programmen ist kein Bestandteil einer Produkteigenschaft. Sofern der Anwender eine spezielle Verbindung der Daten zu anderen Programmen wünscht kann er den Hersteller um eine Sonderanfertigung bitten.

Störungen durch neu installierte Software

Ja

Ja

Sofern der Hersteller eine ordnungsgemäße Installation vorgenommen hat, die der beschrieben Produktfähigkeit entspricht, kann man diesen bei Folgeschäden oder Störungen nicht zur Verantwortung ziehen, sobald ein neu installiertes Programm die Funktionstüchtigkeit des Erstherstellers beeinträchtigt.

 

Sollte jemand dem Irrtum erliegen, in unserer Ausführung einen "Freifahrtschein" für Softwarehersteller erkannt zu haben, den müssen wir enttäuschen. Jedes Geschäft wird in der Regel durch einen Kaufvertrag geschlossen. Die Geschäftsbedingungen der Hersteller und Vertreiber sind vom Gesetz trennbar, solange sie diesem im Grundsatz nicht widersprechen bzw. sich jeder Verantwortung "arglistig" entziehen. Kunden und Vertreiber haben Rechte und Pflichten. Der Anwender ist ein mündiges Mitglied der Gesellschaft und so hat er die Möglichkeit Verträge überprüfen zu lassen bzw. sich über den Inhalt zu informieren. Mögliche "Wild West Manieren" kann sich mittlerweile zum Glück auch kein Hersteller mehr erlauben, so das in der Regel die Kulanz einiges für den Anwender regeln kann. Es sei jedoch erwähnt, das man einiges, aber nicht alles über dieses Verfahren regeln kann.

In den vergangenen Wochen hatten wir, wie bereits erwähnt viele Rückfragen erhalten. Das Thema Produktsicherheit spielt nach wie vor die dominierende Rolle. In unserem ersten Teil haben wir auch über mögliche anerkannte Prüfkriterien berichtet, die nach wie vor für den Laborbereich nicht Existent ist. Es zeichnet sich jedoch langsam ab, das verstärkt Hersteller dazu übergehen werden Ihre Software zertifizieren zu lassen. Hierbei muß jedoch folgendes bemerkt werden.

Ähnlich wie bei Laborzertifizierungen lehnen sich Softwarehersteller den internationalen Normen an, die ein Produkt oder einen Betrieb an Richtlinien führen, die Verfahrens- bzw. Produkteigenschaften dokumentieren und dessen Einhaltung sicherstellen. Ob nun dieser Betrieb oder das Produkt somit auch den Marktanforderungen entspricht erfährt der Konsument in keinerlei Form.

Dennoch ist dieser Schritt ein guter Schritt, da eine Zertifizierung der einzig international anerkannte Vertrauensbeweis ist, der über jede mündliche Qualitätsaussage erhaben ist. Somit unterstütze ich persönlich als langjähriger QM Berater diese Maßnahmen.

Am Ende unserer Serie möchten wir es uns auch erlauben, den Anwendern (Usern) einige objektive Anmerkungen mitzuteilen. Die nötige Kompetenz von Fachwissen und Erfahrungen besitzen in der Regel die Menschen, die sich jeden Tag intensiv mit den gleichen Dingen beschäftigen. Ein guter Fliesenleger ist nicht auch ein guter Zahntechniker.

EDV Kauf ist nach wie vor ein Vertrauenskauf. Trauen Sie daher eher dem EDV Fachmann und nicht jedem Nachbarn, der vielleicht zu Hause einen Computer stehen hat. "Billigsysteme" sind oftmals ausreichende Gesamteinheiten für den Privatbereich und nicht für den harten Alltag konzipiert worden. Oftmals sind in diesen Systemen andere Komponenten verwendet worden, die oftmals eine Aufrüstung erschweren oder gar unmöglich machen. Stabilität hat seinen Preis und so ist es normal das bei einem nominellen Vergleich Preisdifferenzen von bis zu 1.000,00 DM möglich sind.

Beschränken Sie sich bei der Zusammenstellung möglichst auf einen Anbieter, um nicht bei Funktionsstörungen langwierige Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen, bis sich die "Streithähne" von Hard und Softwarelieferanten geeinigt haben. Legitimieren Sie es für sich selbst, daß EDV Fachleute keine Spieler oder "Cyber - Neurotiker" sind. EDV zu verstehen ist eine Kunst. EDV zu beherrschen ist jedoch harte Arbeit, die auch honoriert werden muß.

Unsere kleine Serie trug vielleicht ein wenig dazu bei, den Markt, die Produkte und auch die EDV Fachleute ein wenig besser verstehen und beurteilen zu können. Sofern dieses Ziel zum Wohle aller Beteiligten beitrug, können wir hoffentlich in Zukunft mit ein wenig mehr Objektivität und auch Respekt rechnen, um die neuen Aufgaben des 2. Jahrtausends mit mehr Gelassenheit begegnen zu können.

Ihr

 

Tony Domin