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Teil 2

Wir freuen uns, daß wir Sie zu unserer neuen Ausgabe unserer 4- teiligen Serie begrüßen dürfen. In unserem ersten Teil skizzierten wir bereits das Umfeld der 66 Softwareanbieter für die Zahntechnik. Hierbei konnten wir eine Klassifizierung in 3 Unterteilungen manifestieren. Wie bereits erwähnt, bieten immer mehr Softwarehersteller unterschiedliche Ausstattungsvarianten an, die wir in folgende Gruppen einstuften:

  • Basisvariante
  • Standardprogramm
  • Oberklasse

Im ersten Teil analysierten wir in Kurzform die Basisversionen der Hersteller, so daß wir uns folglich in dieser Ausgabe mit den Standard- und auch Oberklassenvarianten auseinander setzen werden. Zuvor bemühen wir uns jedoch um die Klärung einer Grundsatzfrage bzw. einer Grundsatzproblematik

Microsoft Kontra Microsoft
oder
Windows Kontra MS - DOS

Verstärkt bieten viele Hersteller ihre sog. neue Generation von Laborsoftware unter Windows an. Die anfängliche Euphorie vieler Anwender nahm jedoch des öfteren ein anderen Verlauf, wie es sich viele Hersteller wünschten bzw. vorstellten. Seitens der Anwender werden nach wie werden viele Schwerpunktthemen kritisiert. In Anbetracht der vielen Kritiken müssen wir jedoch folgendes berücksichtigen: Die meisten unter Windows programmierten Laborprogramme wurden erstmals im Jahr 1997 veröffentlicht. Die Umstellung von MS – DOS Programmen auf Windows erfolgte zudem seitens der Anwender in einem sehr langen Verfahren, so daß die "Alltagstauglichkeit" noch ein wenig auf sich warten läßt. Kurzum; die Anwender von vielen Windows Programmen sollten sich noch ein wenig in Geduld üben, bis der Grad der Reife, wie bei den MS-DOS Versionen erreicht ist.

Unsere Recherche bei den uns zur Verfügung gestellten Testversionen bestätigten uns die Solidität vieler MS DOS Programme und die Schwächen bei den Windowsversionen. Einige MS DOS Programme boten sogar feine technische Raffinessen, die so manch Windows Programm sprichwörtlich in den Schatten stellt. Dieser Umstand dieser Fähigkeit war für uns die eigentliche Überraschung im Test. Abschließend sollten wir jedoch in Bezug auf MS DOS und Windows Programme folgende Aspekte nennen und Hypothesen wagen, welche sich im wesentlichen auf die Aussagen der Hersteller bezieht.

- MS DOS Programme sind größten Teils zumindest in Ihrer Stabilität ausgereift und können nach wie vor eine hervorragende Alternative sein, sofern sich diese ohne große Schwierigkeiten unter Windows installieren lassen.

- Das Verteilungsverhältnis liegt derzeitig bei ca. 65:35 für MS DOS Programme.

- In den nächsten 2 Jahren wird sich das Verhältnis auf 30:70 zugunsten der Windowsversionen verändern.

- Die Stabilität der Windowsversionen wird sich in den nächsten 2 Jahren auf einem ähnlichen Niveau befinden, wie die bewährten MS-DOS Programme

- Die Verfügbarkeit, wie auch eine permanente Aktualisierung für MS-DOS Programme scheint für die nächsten 5 Jahre gesichert zu sein.

Standard und Oberklassen Ausführungen
Unabhängig von MS-DOS oder Windows "Plattformen" stellen die Standardprogramme den größten Anteil auf dem Markt eingesetzten Produktvarianten (ca. 60 Prozent). Ca. 30 Prozent fallen als Anteil auf die Basisprogramme und die restlichen 10 Prozent auf die Oberklassen - Varianten. Fälschlicher Weise werden seitens der Anwender unterschiedliche Produktvarianten eines Herstellers mit eigenständigen Entwicklungen verwechselt. Im Prinzip verfolgt jeder Hersteller durch seine Produktvarianten das gleiche Ziel: Maximale Erreichbarkeit auf dem Markt durch unterschiedliche Produktvarianten. Banal formuliert: Durch unterschiedliche Ausstattungsvarianten wird ein Verkaufspreis angestrebt, der sowohl in kleineren, mittleren und auch großen Laboratorien akzeptiert werden kann, sofern die Ausstattung des Produktes dieses rechtfertigt. Hierbei sprechen wir auch im Volksjargon von sog. "abgespeckten" Programmen. Aufgrund einer einzigen Programmierungsplattform wird das eine Produkt mit mehr bzw. mit geringeren Funktionen oder Möglichkeiten ausgestattet. Exemplarische Beispiele kennen wir vor allem aus der Automobilbranche. Wir alle kennen den VW Golf, der als CL, GL, GT oder GTI interpretiert wird. Die CL Variante gilt als Einstiegsmodell und die folgenden als Aufstiegsmodell. Die Plattform ist identisch und nur durch unterschiedlich anspruchsvolle Interieur bzw. unterschiedliche Motorisierung unterschieden. Hier gilt, wie auch bei den Laborprogrammen folgende Devise: "Mehr Anspruch = höherer Preis" ohne ein neues Produkt entwickeln zu müssen (inkl. Nebenwirkungen). Unter diesen Aspekten können wir uns den größeren Varianten (Standard/Oberklasse) nähern.

Die größte Marktakzeptanz wird durch die Standardausstattungen erreicht. Nicht ohne Grund läßt sich ein Bezug zur Automobilbranche aufbauen, wenn wir feststellen, daß auch bei unterschiedlichen Automobilherstellern die Einstiegsvariante einer Modellreihe den kleineren Marktanteil hält. Autofahrer fahren lieber mit einem 90 PS Golf mit elektrischen Fensterhebern und Schiebedach, als mit einem 75 PS Golf, Handkurbel Fensterhebern und ohne Schiebedach. Unabhängig der Modellreihe muß der Autofahrer, wie auch der Softwareanwender mit allen Vor- und Nachteilen dieser Bauart leben, da eine "Mehrausstattung" nicht mit einem besseren bzw. zuverlässigeren Produkt zu vergleichen ist.

Die Gründe für den großen Erfolg der Standardprogramme steht im Verhältnis zum Anspruchsdenken vieler Laborinhaber. Eine kurze Auflistung der höheren Ausstattung der Standardprogramme im Vergleich zu den Basisprogrammen verdeutlicht diesen Anspruch und teilweise auch die Notwendigkeit in Relation zu der heutigen Zeit. Wir weisen jedoch darauf hin, daß die beschriebenen Ausstattungsmerkmale nicht bei jedem Hersteller auch tatsächlich zur Standard- bzw. Oberklassen- Ausstattung gehört.

Mehrausstattung der Standard - Software

  • Die Anzahl der Datensätze (Zahnärzte, Techniker etc.) ist nahezu unbegrenzt bzw. auf 99.999 limitiert.
  • Zusätzliche Adreßverwaltung von Lieferanten
  • Abteilungsführung
  • Laborauftragszettel mit indiv. Kundenwünschen
  • Faxmodul zur Direktübergabe als Faxdruck
  • Terminkalender mit autom. Erinnerung von Geburtstagen und wichtigen Terminen
  • Tourenpläne
  • Konformitätserklärungen, Materialnachweise etc.
  • Unterteilung Kasse/ Privatleistungen
  • Führung von mehreren Leistungsblöcken (BEL1, BEL2, BEB, BEB97, PLZ, PLZ97, KFO, AV)
  • Führung von mindestens 5 Preislisten je Block
  • Automatische Preiserhöhung
  • Kalkulationsmöglichkeit
  • Technikersplitting mit einzelner Zuteilung auf die entsprechende Abteilung
  • Korrigierbare Monatsaufstellungen
  • Trennung von Privat- und Kassen- Monatsaufstellungen
  • Unterschiedliche Skontierung (Leistung/Material/Zähne/EM)
  • Frequenzlisten für Techniker/Zahnärzte
  • Techniker - Prämiensystem
  • Einfache Textverarbeitung mit Serienbrieffunktion
  • Zahnschema zur automatischen Kostenermittlung
  • Depotverwaltung für die Buchung von Zahnarztmaterial (Gold)
  • Mandantenfähigkeit

Mehrausstattung der Oberklassen - Software

Auch bei dieser Ausstattungsvariante gilt: Nicht bei jedem Hersteller gehören die aufgeführten Möglichkeiten zur tatsächlichen Ausstattung.

  • Goldwaagenanschluß zur elektronischen Ermittlung und Verwaltung der Goldverbräuche
  • Controllingmodul für die Vor – und Nachkalkulation der Laborleistungen
  • Zeiterfassungssystem zur Ermittlung der Technikeranwesenheit
  • Bildarchivierung zur automatischen Speicherung von Bildmaterial (z.B. fertige Arbeiten)
  • Patientenberatungssystem als Aufklärungsbeitrag über zahntechnische Leistungen für Zahnarzt und Patient (Multimedia/Imaging)
  • Schnittstellen zur Finanz- bzw. Lohnbuchhaltung
  • Laborkapazitätsplanungssystem zur automatischen Verteilung und Überwachung der Aufträge
  • Barcode System zur schnellen Auffindung von Aufträgen bzw. zur Ermittlung von Technikerleistungen

Netzwerkversionen

Fast alle getesteten Standard und Oberklassen - Varianten besitzen die Netzwerkfähigkeit (Mehrplatzfähigkeit; wobei mehrere Computer miteinander verbunden werden können). Auch hierbei ist es unwesentlich, ob es sich um MS – DOS oder Windowsvarianten handelt.

In der Regel ist die Netzwerkversion bei jedem Hersteller nur durch einen Aufpreis erhältlich. Einige Anbieter berechnen jeden einzelnen Arbeitsplatz separat und andere bieten sog. "Bundles" zum Festpreis an (Beispiel ab 3 Arbeitsplätze) an. In der Praxis erweisen sich die Netzwerkprogramme jedoch in unterschiedlicher Art. Einige fallen durch eine relativ hohe Geschwindigkeit auf und andere werden durch die "Mehrplatzfähigkeit" bis zu 40 Prozent in ihrer Ablaufgeschwindigkeit gebremst. Auch die Stabilität (Programmabbrüche) läßt teilweise auf einige Nachbesserungen hoffen.

Hierbei ist anzumerken, daß der Anwender mehr als gut beraten wird, wenn er die Installation vom Softwarehersteller einschließlich der Hardware vornehmen läßt, um unnötige Komplikationen zu vermeiden (Zu viele Hände in und an der EDV Anlage sind oftmals unvorteilhaft).

Abweichungen der Netzwerkinterpretation lassen sich auch deutlich erkennen. Beispielsweise wird es in einem Programm ermöglicht von unterschiedlichen Stationen aus zur selben Zeit Stammdaten einzugeben. Auf der anderen Seite können jedoch nicht zur selben Zeit von verschiedenen Stationen dafür für den selben Zahnarzt unterschiedliche neue Aufträge eingegeben werden. Bei anderen Produkten wiederum ist es genau umgekehrt. Einige Netzwerkversionen erfordern einen Hauptrechner, an dem nicht gearbeitet werden kann und andere weisen bei dieser Funktion keine nennenswerten Störungen auf.

Kritikpunkte

Gründe

Abhilfe

Niedrige Geschwindigkeit

- Geringe Leistungsfähigkeit der Hardware

- Programmiersprache/Umsetzung

- Systemüberprüfung/Einstellung

- Neue Computereinheit

- Programmnachbesserung

Unübersichtlichkeit

- keine individuelle Oberflächengestaltung möglich

- Kein Office Standard eingehalten

- Programmnachbesserung

Unverständliche Programmsymbole

- Kein Office Standard eingehalten

- Programmnachbesserung

Geringe Ausbaufähigkeit

- Keine Programmodule seitens der Hersteller verfügbar

- Keine Schnittstellen zu anderen Anbietern verfügbar

- Vor dem Kauf klären

- Programmnachbesserung

Mangelnde Hilfen im Programm bzw. Handbuch

- Fehlende Hilfefunktionen im Programm

- Versäumnisse bei der Handbucherstellung

- Programmnachbesserung

- Handbuchaktualisierungen der Hersteller

Häufige Systemabstürze

- Mangelhafte Systemeinstellung

- Programmfehler

- Systemüberprüfung/Einstellung

- Programmnachbesserung

Lebendige Software

Bei fast getesteten Programmen stellten wir viele unterschiedliche Philosophien, Interpretation und technische Möglichkeiten fest. Wie bereits erwähnt, wiesen manche MS-DOS Versionen eine sehr hohe Technik auf, die teilweise so manche Windows Version in den Schatten stellte. Das gleiche können wir auch im Zusammenhang mit den vorgesehenen technischen und inhaltlichen Möglichkeiten bestätigen. Aufgrund der langjährigen Marktpräsenz der MS-DOS Programme, deren Zuverlässigkeit und Ausgereiftheit sollten diese Programme auf keinen Fall unterschätzt werden. Zweifellos gehört die Zukunft den Windows - Programmen. Viele dieser Programme müssen jedoch zunächst einen Reifetest bestehen, zumal noch viele "Kinderkrankheiten" in Ihnen stecken. Vielen Programmieren empfehlen wir, daß sie sich mehr an den Office Standard halten sollten. Bei so manchen verwendeten Symbolen kamen wir des öfteren ins schmunzeln. Ein Arzneikoffer dient beispielsweise als Ersatzsymbol für die Hilfetaste. Andere verwendeten graue Elefanten als Symbol für die Jumboverwaltung und andere verwendeten schöne braune Fernöstliche anmutende Mandelaugen als Suchsymbol. Hinzu kamen Hausfrauen mit Einkaufskörben, Sparschweine etc.

So mancher farbenprächtiger Monumentalfilm aus Hollywood würde neben einigen Windows – Dentalprogrammen verblassen.

In den letzten Ausgaben werden wir die tabellarische Auswertung der Laborsoftwareanbieter in Deutschland veröffentlichen. Wir freuen uns, Sie wieder persönlich in der nächsten Ausgabe begrüßen zu dürfen.